Blinde wieder sehend machen – Science-Fiction oder Realität?
- augenarztonline
- 22. März
- 4 Min. Lesezeit
Stell dir vor, dein Vater verliert langsam sein Augenlicht – Tag für Tag, bis er schließlich völlig erblindet. Zuerst klagt er nur über einen leichten Nebel und gelegentliche Blendungen. Aber im Laufe der Zeit wird seine Sehkraft so schlecht, dass er aufhört Auto zu fahren und irgendwann seinen Job verliert. Schlussendlich erblindet er vollständig und ist auch bei alltäglichen Tätigkeiten, wie auch beim Essen auf Hilfe angewiesen.
Eine traurige Realität, die Millionen von Menschen weltweit betrifft – die Folgen des Grauen Star oder auch Katarakt.
Besonders tragisch ist, dass es eine einfache Lösung gibt: Eine kurze Operation könnte das Leben dieser Menschen drastisch verbessern. Doch gerade in ärmeren Ländern ist die Operation für viele Menschen unleistbar.

Warum kann ein Grauer Star zu Erblindung führen
Der Graue Star, medizinisch auch als Katarakt bekannt, ist eine Augenerkrankung, die zu einer allmählichen Eintrübung der Augenlinse führt. Die Trübung der LInse ist vergleichbar mit einem schmutzigen Fenster. Je trüber die Linse wird, umso weniger Licht kann in das Auge einfallen. n der Folge nimmt die Sehschärfe immer weiter ab – im Endstadium kann dies zur vollständigen Erblindung führen.
Meist tritt die Erkrankung im fortgeschrittenen Alter auf, kann jedoch auch angeboren sein oder durch genetische sowie umweltbedingte Faktoren bedingt werden.
Ursachen:
Altersbedingte Katarakt: Die häufigste Form, die durch eine altersbedingte Verlangsamung des Stoffwechsels in der Linse entsteht.
Angeborene Katarakt: Kann durch genetische Defekte (z. B. Galaktosämie) oder Infektionen während der Schwangerschaft (z. B. Röteln) verursacht werden.
Erworbene Katarakt: Entwickelt sich aufgrund von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Augenverletzungen, bestimmten Medikamenten (z. B. Glukokortikoiden), Strahleneinwirkung oder Mangelernährung.
Symptome;
Allmählicher Verlust der Sehschärfe
Verschwommenes Sehen, reduzierte Kontraste und Lichthöfe um Lichtquellen
In fortgeschrittenen Fällen kann ein grauer Schleier hinter der Pupille sichtbar werden
Blinde in 10 Minuten wieder sehend machen – wie geht das?
Tatsächlich kann der Graue Star geheilt werden: Durch eine Operation, bei der die getrübte Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt wird. Wer sich den Ablauf genauer ansehen möchte, findet hier ein Video dazu (Achtung, nichts für schwache Nerven!): [Error 452]
Der Eingriff erfolgt in folgenden Schritten:
Die trübe Linse wird über einen winzigen Schnitt entfernt (ca. 2,5 mm).
Eine klare, künstliche Linse (Intraokularlinse) wird eingesetzt.
Der Eingriff dauert meist nur 10–15 Minuten und erfolgt unter lokaler Betäubung (Augentropfen).
Mit einer Erfolgsquote von über 99 % gewinnen die meisten Patient:innen ihre volle Sehschärfe zurück. Moderne Techniken wie Ultraschall (Phakoemulsifikation) oder Femtosekundenlaser machen den Eingriff zudem präziser und schonender. Auch die Auswahl an Kunstlinsen – von monofokalen über multifokale bis hin zu torischen Linsen – ermöglicht es, weitere Sehfehler wie Astigmatismus zu korrigieren.

Grauer Star weltweit: Industrieländer vs. Entwicklungsländer
In Ländern mit einer gut ausgebauten Gesundheitsversorgung, wie Deutschland oder Österreich, stellt der Graue Star kaum eine Gefahr für die Sehkraft dar. Moderne Diagnosetechniken ermöglichen eine frühzeitige Erkennung, und Patient:innen werden meist bereits operiert, bevor ihr Sehvermögen drastisch eingeschränkt ist. Jährlich werden allein in Deutschland rund 600.000 Katarakt-Operationen durchgeführt , was eine Erblindung durch den Grauen Star heutzutage äußerst selten macht – trotz der Tatsache, dass die Häufigkeit der Erkrankung mit dem Alter zunimmt. In hochentwickelten Ländern kann eine Erblindung bei über 50 % der Menschen über 74 Jahren verhindert werden. Präventive Maßnahmen wie regelmäßige Augenuntersuchungen, Impfprogramme gegen Röteln, UV-Schutz durch hochwertige Sonnenbrillen und eine ausgewogene Ernährung tragen zusätzlich dazu bei, das Risiko für Grauen Star erheblich zu verringern.
Doch in vielen Ländern des globalen Südens sieht die Situation ganz anders aus. Mangelnde medizinische Infrastruktur, fehlendes Fachpersonal und hohe Kosten machen eine Operation für viele Menschen unerreichbar. Der Graue Star bleibt unbehandelt und führt in unzähligen Fällen zur völligen Erblindung.
Besonders dramatisch ist die Situation für Kinder, die unter angeborenem Grauen Star leiden. Dieser wird oft durch Infektionen wie Röteln während der Schwangerschaft oder durch Mangelernährung verursacht – vermeidbare Umstände, wenn eine bessere Gesundheitsvorsorge existieren würde. Zusätzlich begünstigen Faktoren wie starke UV-Strahlung, chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus und schlechte Ernährungsbedingungen die Entstehung eines Katarakts. Da Aufklärung und Präventionsmaßnahmen in vielen Entwicklungsländern fehlen, steigt die Zahl der Betroffenen kontinuierlich. Die Kluft in der Gesundheitsversorgung zwischen Industrieländern und Entwicklungsländern ist enorm, und genau hier setzt das Projekt „Augen auf Guatemala“ an.
Gemeinsam mit dem Projekt „Augen auf Guatemala“, initiiert von den österreichischen Augenärzten Dr. Montserrat Masats und Dr. Konstantin Seiller-Tarbuk, ist ein beispielhaftes humanitäres Engagement zur Verbesserung der Augengesundheit in Guatemala. Ziel des Projekts ist es, die augenärztliche Versorgung im westlichen Hochland des Landes zu stärken, wo über 800.000 Menschen nur begrenzten Zugang zu medizinischer Hilfe haben. Im Februar 2025 sind 420 Augenuntersuchungen und mehr als 80 Augen-Operationen durchgefüht . Das Projekt bietet nicht nur direkte medizinische Hilfe, sondern auch Schulungen für lokales Personal und praktische Erfahrungen für österreichische Nachwuchsärzte. Angesichts der hohen Kosten für Katarakt-Operationen, die sich viele Menschen in Guatemala nicht leisten können, ist das Projekt auf Spenden angewiesen, um Materialien, Medikamente und die Einsätze zu finanzieren. Wer unterstützen möchte, kann online über die Website „Augen auf Guateamala" spenden.
Fazit: Kein Science-Fiction
Der Graue Star ist also keineswegs ein unausweichliches Schicksal – vor allem nicht in Ländern mit fortschrittlicher medizinischer Versorgung. Eine schnelle und einfache Operation kann das Leben der Betroffenen vollständig verändern. Doch während wir uns hierzulande kaum Gedanken über die Folgen des Grauen Stars machen müssen, bleibt er für viele Menschen im globalen Süden ein unüberwindbares Hindernis. Es ist entscheidend, Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen und möglicherweise durch Spenden auch anderen zu helfen. Und wer weiß, vielleicht wird der Traum , wieder sehen zu können, eines Tages für den nächsten Blinden auf der Welt Wirklichkeit!
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