Doppelbilder durch Alkohol: Wie Alkohol unser Sehen beeinflusst
- augenarztonline

- 20. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Alkohol beeinflusst viele Funktionen unseres Körpers – und macht auch vor unseren Augen nicht halt. Eine der bekanntesten Folgen ist das Auftreten von Doppelbildern, medizinisch als Diplopie bezeichnet. Besonders bei übermäßigem Alkoholkonsum treten solche Sehstörungen auf. Doch was steckt dahinter? Warum bringt Alkohol unsere Sicht ins Wanken, und welche weiteren Auswirkungen hat er auf unsere Augen?
Alkohol und seine Wirkung auf das Gehirn
Nach dem Konsum gelangt Alkohol über die Mundschleimhaut, den Magen und insbesondere über den Dünndarm in den Blutkreislauf und wird im gesamten Körper verteilt – einschließlich des Gehirns. Besonders empfindlich reagieren das Kleinhirn und der Hirnstamm, die eine zentrale Rolle für die Koordination von Bewegungen, die Kontrolle des Gleichgewichts sowie für Sprache und Wachsamkeit spielen. Eine akute Alkoholvergiftung kann daher zu erheblichen Einschränkungen in diesen Bereichen führen, was sich in unsicheren Bewegungen, verwaschener Sprache und dem Auftreten von Doppelbildern äußern kann.
Wie entstehen Doppelbilder?
Das Sehen ist ein hochkomplexer Prozess, der eine exakte Zusammenarbeit beider Augen erfordert. Da jedes Auge ein leicht versetztes Bild aufnimmt, setzt das Gehirn diese Eindrücke zu einem dreidimensionalen Gesamtbild zusammen. Damit dies gelingt, müssen die Augen synchron arbeiten und sich präzise ausrichten. Alkohol stört die Steuerung der Augenmuskeln, sodass ihre exakte Koordination verloren geht. Das Kleinhirn, das die Augenmuskeln steuert, wird gestört und es entsteht ein Ungleichgewicht in den Muskelbewegungen. Das Gehirn kann die beiden Bilder nicht mehr richtig überlagern – Doppelbilder entstehen.
Alkohol und seine Auswirkungen auf die Augenbewegung
Alkohol beeinflusst die Nervenzellen (Neuronen) im Kleinhirn, die für die Steuerung der Augenmotorik zuständig sind. Die Neuronen werden durch chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) wie Gamma-Aminobuttersäure (GABA) reguliert, die bestimmte Signale hemmen, um exakte Bewegungen zu ermöglichen. Alkohol dockt an denselben Rezeptoren wie GABA an und verzögert dessen Ablösung. Dies führt zu:
Längerer Hemmung als notwendig.
Störungen in der Nervenzellenaktivität.
Ungleichmäßigen Augenbewegungen, die Doppelbilder verursachen
Auswirkungen auf das Sehvermögen
Alkoholbedingte Doppelbilder sind meist nur vorübergehend und verschwinden, sobald der Alkoholspiegel im Blut sinkt.
Bereits geringe Mengen Alkohol können erhebliche Auswirkungen auf das Sehen haben:
Ab 0,3 Promille: Erste Einschränkungen der Distanzeinschätzung und des Gesichtsfeldes.
Bei 0,5 Promille: Leichte Verminderung der Sehschärfe.
Ab 1 Promille: Starke Beeinträchtigungen mit verlangsamter Pupillenreaktion und ausgeprägten Doppelbildern durch gestörte Augenkoordination.
Weitere Sehstörungen durch Alkohol:
Verschwommenes Sehen: Schwierigkeiten, Objekte scharf zu fokussieren.
Tunnelblick: Verengtes Gesichtsfeld, besonders gefährlich beim Autofahren.
Reduzierte Nachtsicht: Langsamere Pupillenreaktionen auf Lichtveränderungen.
Verminderte Kontrastwahrnehmung: Die Wahrnehmung von Kontrasten kann um bis zu 30 % sinken.
Methanolvergiftung und Erblindung: Während Ethanol – der in Getränken enthaltene Alkohol – das Sehvermögen nur kurzfristig beeinträchtigt, kann Methanol, ein giftiges Nebenprodukt unsachgemäßer Herstellung, schwere Schäden bis hin zur dauerhaften Erblindung verursachen.
Langfristige Folgen von Alkoholkonsum auf die Augen
Regelmäßiger Alkoholkonsum kann zu trockenen Augen, erhöhter Lichtempfindlichkeit und einer allgemeinen Verschlechterung der Sehfunktion führen, da die Nährstoffaufnahme gestört wird. Ein übermäßiger Konsum über längere Zeiträume kann zudem das Risiko für verschiedene Augenerkrankungen erhöhen. Dazu gehört der Graue Star (Katarakt), bei dem sich die Augenlinse trübt und das Sehvermögen allmählich abnimmt, was unbehandelt zur Erblindung führen kann.
Auch die altersbedingte Makuladegeneration, die die zentrale Sehschärfe beeinträchtigt, kann durch Alkohol begünstigt werden und das Erkennen von Details erschweren. Darüber hinaus kann der Sehnerv geschädigt werden, was als optische Neuropathie bezeichnet wird und zu dauerhaften Sehverlust oder einer erheblichen Beeinträchtigung des Sehvermögens führen kann.
Was tun, wenn man Doppelbilder sieht?
Wer nach Alkoholkonsum unter Doppelbildern, Schwindel oder verwaschener Sprache leidet, sollte sofort Wasser zu sich nehmen, um den Körper vor Dehydrierung zu schützen. Zwar senkt Wasser den Alkoholspiegel nicht direkt, kann aber dazu beitragen, die Symptome schneller abklingen zu lassen.
Treten Doppelbilder jedoch plötzlich und ohne vorherigen Alkoholkonsum auf, kann dies auf ernsthafte gesundheitliche Probleme wie Durchblutungsstörungen oder neurologische Erkrankungen hindeuten. In diesem Fall ist es wichtig, umgehend einen Arzt aufzusuchen.
Um langfristige Augenschäden durch Alkohol zu vermeiden, können einige Maßnahmen helfen:
Alkohol nur in Maßen konsumieren und empfohlene Richtwerte beachten.
Regelmäßige Augenuntersuchungen wahrnehmen, um mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen.
Ausreichend Wasser trinken, um den Flüssigkeitsverlust durch Alkohol auszugleichen.
Auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit Lebensmitteln wie Karotten, Spinat und Fisch achten.
Gezielte Vitaminpräparate zur Unterstützung der Augengesundheit in Betracht ziehen.
Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft zur Förderung der Durchblutung.
Sonnenlicht für eine optimale Vitamin-D-Versorgung nutzen.
Durch diese Maßnahmen lässt sich das Risiko von alkoholbedingten Sehstörungen verringern und die allgemeine Augengesundheit langfristig unterstützen.
Fazit: Alkohol und Sehvermögen – eine gefährliche Kombination
Alkohol mag zwar kurzfristig für Genuss sorgen, doch seine Auswirkungen auf das Sehvermögen sind nicht zu unterschätzen. Bereits geringe Mengen können das Gesichtsfeld einschränken. Mit steigendem Alkoholkonsum verlangsamt sich die Pupillenreaktion, und Doppelbilder können auftreten. Langfristig steigt zudem das Risiko dauerhafter Augenschäden wie Katarakt und Makuladegeneration.
Der Schlüssel liegt in deinem bewussten Umgang mit Alkohol: Entscheide dich für Maß statt Übermaß – denn ein klarer Blick sollte nicht nur für den Moment sein, sondern ein Leben lang zu deiner Lebensqualität beitragen.



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