top of page
Image by Giammarco Boscaro

Multifokale Intraokularlinsen

Multifokale Intraokularlinsen

Autor:

ICD-10:  loading...

Multifokale Intraokularlinsen (IOL), oft auch als Multifokallinsen bezeichnet, sind eine spezielle Form von Linsen, die in das Auge bei einem refraktiven Linsentausch oder einer Kataraktoperation implantiert werden können. 


Normalerweise wird nach der Operation des Grauen Stars eine sogenannte monofokale Linse implantiert. Monofokal bedeutet, dass die Linse das gesamte Licht in einem Punkt fokussiert. Das bedeutet, dass man nach der Operation nur noch in einer Entfernung, meistens in der Ferne, scharf sehen kann. Für das Lesen in der Nähe ist eine Lesebrille notwendig.


In den letzten Jahren wurden jedoch spezielle Operationsmethoden und Intraokularlinsen entwickelt, die auch einsehen in verschiedenen Distanzen ermöglichen.


Folgende Optionen bestehen, um ein Sehen in mehreren Distanzen zu ermöglichen:

  • Monovision

  • Multifokale Intraokularlinsen

  • Increased Range of Vision Linsen

Multifokale Intraokularlinsen - Wie funktionieren Multifokallinsen?

Multifokale Intraokularlinsen brechen das einfallende Licht gleichzeitig in mehrere Fokuspunkte. Das bedeutet, dass sie gleichzeitig mehrere Bilder im Auge erzeugen. Beispielsweise kann 50% des Lichtes verwendet werden, um ein scharfes Bild per Ferne zu erzeugen, während die anderen 50% des Lichtes dafür verwendet werden, um ein Bild der Nähe zu erzeugen. Somit ist es möglich auch ohne Brille in verschiedenen Distanzen scharf sehen zu können.


Pseudoakkommodation

Akkommodation bedeutet die Fähigkeit, die Brechkraft der Linse zu verändern. Da Multifokale Intraokularlinsen ihre Brechkraft aber nicht verändern, sondern gleichzeitig mehrere Bilder erzeugen, wird dieses Prinzip als Pseudoakkommodation bezeichnet.


Simultansehen

Multifokale Intraokularlinsen erzeugen mehrere Bilder für unterschiedliche Distanzen gleichzeitig auf der Netzhaut. Das menschliche Auge hat die Fähigkeit, sich jeweils auf das gewünschte Bild zu konzentrieren und die anderen auszublenden. Diese Fähigkeit wird als Simultansehen bezeichnet.


Diese Fähigkeit wurde erstmals 1982 beobachtet. Damals bemerkte ein Augenarzt bei einem Patienten, dessen Linse soweit nach unten verrutscht war, dass Sie nur noch zur Hälfte in der Sichtachse lag, dass der Patient gleichzeitig in zwei unterschiedlichen Distanzen scharf sehen konnte.

iD01_InhaltHinweis

Multifokale Intraokularlinsen – Welche Arten von Multifokallinsen gibt es?

Einfach gesagt kann man zwei Arten von Multifokallinsen unterscheiden:

• Bifokale Multifokallinsen

• Trifokale Multifokallinsen


Bifokale Multifokallinsen

Bifokale Multifokallinsen erzeugen zwei verschiedene Brennpunkte auf der Netzhaut und ermöglichen somit ein Sehen in zwei unterschiedlichen Distanzen. 


Dabei kann entweder ein Sehen in der Ferne und im Intermediärbereich (z.B. Computer, Auto-Armaturenbrett) oder in der Ferne und im Nahbereich (Lesen) erzeugt werden. Die Bereiche wird zwischen bleiben jedoch unscharf.


Trifokale Multifokallinsen

Wie der Name schon erahnen lässt, erzeugen trifokale Linsen gleichzeitig drei Bilder auf der Netzhaut. Demnach ist ein scharfes Sehen in der Nähe, im Intermediärbereich und im Nahbereich möglich. Auch hier sind die Zwischenbereiche jedoch unscharf.


Eine weitere Möglichkeit der Einteilung besteht nach dem verwendet physikalischen Grundprinzip. Multifokalen Intraokularlinsen basieren nämlich auf einem von 2 Grundprinzipien:

• Refraktion

• Diffraktion


Refraktive Intraokularlinsen

Refraktive Linsen basieren auf der Brechung von Licht. Sie besitzen mehrere Bereiche oder Zonen mit unterschiedlicher Brechkraft, um das Licht aus verschiedenen Distanzen im selben Brennpunkt zu fokussieren.


Dabei ist die Stärke der einzelnen meist von der Krümmung der Oberfläche abhängig. Durch einen fließenden Übergang zwischen den einzelnen Zonen, kann die entstehende Streuung reduziert werden.


Aufgrund ihres Designs sind zonal refraktive Linsen abhängig von der Pupillenweite, sensibel bei postoperativer Dezentrierung und besitzen ein höheres Potential für photoptische Phänomene, Glares oder Halos.


Insbesondere Linsen mit ringförmigen Zonen waren zu Beginn aufgrund der damaligen Operationsmethoden für eine Dezentrierung anfällig. Daher wurden auch zwei und drei geteilte Linsen entworfen.


Diffraktive Intraokularlinsen

Relativ zeitgleich entstand ein zweites Konzept für das Design multifokaler Linsen - diffraktive Intraokularlinsen. Diese basieren auf der wellenförmigen Ausbreitung, insbesondere der Beugung, von Licht. Aufgrund des Welle-Teilchen Dualismus des Lichts kann Licht nicht nur als Teilchen betrachtet werden, dass den Weg einer Geraden beschreibt, sondern die Ausbreitung des Lichts auch als wellenförmige Bewegung mit Interferenzen betrachtet werden. Dieses Prinzip wird beim Design von diffraktiven Linsen ausgenützt.


Die Linsenoberfläche besteht bei diesem Prinzip aus einem diffraktiven optischen Elemente (DOE). Die mikrostrukturierte Oberfläche führt ähnlich einem optischen Gitter zu einer Beugung der Wellen des Lichts. Diese Wellen sind kohärent und breiten sich so aus, dass sie an mehreren Punkten einander treffen und interferieren. So entstehen scharfe, gut getrennte Hauptmaxima (0.,1.,2.... Ordnung).


Die Verteilung des einfallenden Lichts ist dabei nicht nur von der diffraktiven Struktur, sondern auch von der Höhe der einzelnen Elemente und der Wellenlänge des einfallenden Lichts abhängig.


Diffraktive Linsen sind allerdings für chromatische Aberrationen anfällig. Da refraktive Linsen und DOEs allerdings ein entgegengesetztes chromatisches Verhalten zeigen, können Sie miteinander kombiniert werden und wellenlängenunabhängige (achromatische) refraktiv-diffraktive Hybridoptiken bilden.


Bifokale diffraktive Intraokularlinsen

Bifokale diffraktive Intraokularlinse bestehen meist aus einer monofokalen Vorderfläche (z.B. +20dpt) und einer diffraktiven Rückfläche (z.B.  +3.50 dpt) Nahaddition. Bei der Optik handelt es sich meist um eine Fresnel Optik mit bis zu 30 Ringen. Die einzelnen Segmente werden dabei so gewählt, dass ein Teil des Lichts (~40%) für die Ferne (Maxima 0. Ordnung) verwendet und ein anderer Teil (~40%) für die Nähe (Maxima 1. Ordnung). Der Rest des einfallenden Lichts (~20%) geht allerdings für Maxima höherer Ordnung verloren.


Diese Aufteilung muss nicht immer gleich sein und auch eine asymmetrische Lichtverteilung ist möglich. Beispielsweise kann auch doppelt so viel Licht für den Fernbereich, wie für den Nahbereich verwendet werden


Trifokale diffraktive Intraokularlinsen

Um drei Fokuspunkte zu erzielen, werden bei trifokal diffraktiven Linsen zwei diffraktiv bifokale Element kombiniert.


Beispielsweise könnte das erste diffraktive Element so gewählt werden, dass es eine Nahaddition von 3.50 dpt in der 1. Ordnung besitzt. Gleichzeitig besitzt das zweite diffraktive Element eine Addition von 1.75 dpt 1. Ordnung  und erzeugt einen weiteren Fokus bei 3.5 dpt aufgrund des Lichts 2. Ordnung (etwa 5% des einfallenden Lichts). Daher kann der Anteil des Lichtverlusts auf ~15% reduziert werden.

iD01_InhaltHinweis

Multifokale Intraokularlinsen - Wie teuer sind Multifokallinsen?

Die Kosten für Multifokallinsen werden in den generell nicht von der Krankenkasse übernommen. Allerdings übernehmen manche Zusatzversicherungen auch die Kosten für Multifokallinsen. Es empfiehlt sich folglich bei der Versicherung nachzufragen, ob die Kosten möglicherweise übernommen werden. 


Die Höhe der Kosten für Multifokallinsen für Selbstzahler variiert natürlich, je nach Arzt und Krankenhaus oder Klinik. Generell kann man jedoch mit Kosten von 2400,- €  pro Auge und aufwärts rechnen. 


Viele Anbieter bieten jedoch auch individuelle Finanzierungsmöglichkeiten oder Ratenzahlungen an.

iD01_InhaltHinweis

Multifokale Intraokularlinsen – Für wen sind Multifokallinsen geeignet?

Liest man sich in das Thema Multifokallinsen ein oder informiert sich in diversen Onlineforen zu diesem Thema, so findet man oft anscheinend widersprüchliche Aussagen. Einige Patienten sind unglaublich zufrieden und glücklich, während andere über starke Nebenwirkungen klagen. Wie erklärt sich das?


Man muss sich bewusst sein, dass der Begriff „Multifokallinsen“ für eine Vielzahl unterschiedlicher Linsen und Kombinationsmöglichkeiten verwendet wird. Aus diesem Grund können persönliche Erfahrungsberichte von anderen Patienten oftmals einen falschen Eindruck erwecken. 


Hinzu kommt, dass Patienten unter „guter Sehkraft“ oftmals unterschiedlichen Aspekten (Farben und Kontrastsehen, Detailauflösung, Nachtsehen, etc.) Bedeutung schenken.


Allgemein kann jedoch gesagt werden, je größer das Maß an gewünschter Brillenunabhängigkeit, um so mehr Nebenwirkungen (z.B. Blendungen, Halos, Glares) müssen in Kauf genommen werden. Ist man folglich bereits mit einem scharfen Sehen in der Ferne und im Intermediärbereich zufrieden, so fallen die Nebenwirkungen meist geringer aus, als wenn man auch beim Lesen vollständig brillenfrei sein möchte.


Aufgrund der gleichzeitigen Erzeugung mehrerer Bilder, geht außerdem immer ein Teil des Lichts verloren. Somit ist auch das Kontrast und Farbsehen immer etwas reduziert. 


Insbesondere in der Dunkelheit, kommt es im Vergleich zu „normalen“ Linsen zu einer verstärkten Blendung und anderen optischen Phänomenen (z.B. Lichtringe um Lichtquellen).


Eher nicht geeignet sind Multifokallinsen daher für Personen, welche viel in der Nacht mit dem Auto fahren oder welchen es wichtig ist ein gestochen scharfes kontrastreiches Bild zu sehen.


Geeignet sind Multifokallinsen insbesondere für Personen, welche, unbedingt auf eine Brille verzichten möchten, auch wenn dies mit einer etwas schlechteren Sehkraft, insbesondere bei schlechten Lichtbedienungen, verbunden ist.

Hinweis:   Besteht Interesse an einer postoperativen Brillenfreiheit, so sollten Sie sich unbedingt von Ihrem Augenarzt über alle Möglichkeiten informieren lassen. Fragen Sie auch nach Alternativen (z.B. Monovision, Extended Depth of Focus, etc.)

Multifokale Intraokularlinsen - Gallerie

iF01_Video

Rechtshinweis: Diese Seite enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden. Sie kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.


Augenarzt - Suche
 

Finde jetzt einen Augenarzt in deiner Nähe. Gib einfach deine Postleitzahl oder deinen Ort ein und los geht‘s!

 

Augenarzt in der Nähe finden (Österreich)

Eye Test
Augenarzt in der Nähe finden
bottom of page