Netzhautablösung | Lexikon der Augenheilkunde
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Netzhautablösung

Netzhautablösung (Ablatio retinae)

Autor:

ICD-10:   H33   Netzhautablösung und Netzhautriss

Die Ablatio retinae (Netzhautablösung) ist eine Abhebung der   neurosensorischen Netzhautschichten vom retinalen Pigmentepithel (RPE). Die Netzhaut und das RPE   liegen nur aneinander auf und nur an Papille und Ora serrata haften Sie fest.   Ansonsten sorgen physiologische Kräfte (z.B. der Pumpmechanismus des RPE,   osmotische Druck der Choroidea, mechanischen Kräfte der Interphotorezeptor-Matrix)   für ein Anhaften der Netzhaut (Adhäsion). Durch Flüssigkeitseintritt unter   die Netzhaut kann es jedoch zu einer Abhebung der Netzhaut kommen. Durch die   dadurch entstehende, fehlende Versorgung der Netzhaut kann es sehr rasch zu einer   dauerhaften Schädigung der Netzhaut kommen. Eine zeitnahe Versorgung ist   daher besonders wichtig. Bei rechtzeitiger operativer Behandlung kann die   Netzhaut erneut and die Aderhaut angelagert werden. So ist auch eine   Regeneration möglich. Oft bleibt jedoch eine dauerhafte Sehverschlechterung   bestehen.

Das Wichtigste auf einen Blick

Das Wichtigste auf einen Blick

Definition

Abhebung der neurosensorischen Netzhaut

Ursachen

Netzhaut-Riss, Verletzung, Glaskörperzüge, Tumore

Symptome

Gesichtsfeldeinschränkung, Sehverschlechterung

Diagnostik

Spaltlampenuntersuchung, Kontaktglas, Ultraschall

Therapie

Operation

Prognose

Zeitnahe Behandlung verbessert die Prognose, meist bleibt eine Sehverschlechterung

Komplikation

Re-Ablatio

Netzhautablösung - Definition

Eine Netzhautablösung (auch   Ablatio retinae oder Amotio Retinae) bezeichnet die Abhebung der sensorischen   Netzhaut vom retinalem Pigment Epithel (RPE). Dadurch kommt es zu einer Ansammlung von subretinaler   Flüssigkeit in den Raum

zwischen neurosensorischer Netzhaut und RPE.


Eine Netzhautablösung ist   ein ophthalmologischer Notfall. Die Netzhaut (Retina) ist eine Schicht aus   Nerven, die die Innenseite des Auges auskleiden. Hebt sich diese von der   darunterliegenden Schicht ab, so wird dies als Netzhautablösung bezeichnet.


Dadurch kommt es zu einer schlechten Versorgung der Nervenzellen und   somit ohne Therapie zu einem Absterben der Zellen. Aus diesem Grund ist eine Netzhautablösung ein   Notfall und muss schnellstmöglich versorgt werden.

Hinweis:   Die Netzhaut (Retina) enthält Sinneszellen (Photorezeptoren), die für das Sehen verantwortlich sind. Sie kleidet den Großteil der Innenseite des Auges aus. Lichtreize, die in das Auge einfallen, werden von der Netzhaut aufgenommen und über den Sehnerven an das Gehirn weitergeleitet. Die Netzhaut ist 0,1 - 0,5 mm dick und besteht aus mehreren Schichten. Löst sich die neurosensorische Netzhaut vom retinalen Pigmentepithel bezeichnet man dies als Netzhautablösung.

Netzhautablösung Grafik

Netzhautablösung - Symptome

Lichtblitze (Photopsien)

Ein Warnzeichen, das   bereits vor der Entstehung eines Netzhautrisses auftreten kann, sind   Lichtblitze. Diese entstehen vermutlich durch Glaskörperzüge, die in weiterer   Folge zu einer Netzhautablösung führen können. Die Lichtblitze werden meist   auch mit geschlossenen Augen bemerkt. Ist der Glaskörper noch nicht   vollständig abgelöst, kann er an einzelnen Stellen noch verstärkt anhaften.   Dadurch kommt es zu Zügen zwischen Glaskörper und Netzhaut (Vitreale   Traktionen). Die Photorezeptoren der Netzhaut (Retina) verarbeiten den   mechanischen Reiz wie einen Lichtreiz und es werden von

Betroffenen daher   Lichtblitze (Photopsien) wahrgenommen.


Rußregen

Auch „Rußregen“ (=   schwarze herumschwirrende Flecken) ist ein Warnzeichen, das bereits vor einer   Netzhautablösung auftreten kann. Werden durch den Riss oder Glaskörperzug   kleine Blutgefäße verletzt, kommt es zu einer Glaskörperblutung, die sich   durch plötzlich auftretende schwarze Punkte („wie ein dunkler Regen“) äußert.   Diese können vereinzelt oder in großen Mengen auftreten und werden oft als   „Rußregen“, ein „Schwarm Mücken“ oder eine „dunkle Trübung“ beschrieben.   Lichtblitze und Rußflocken treten nur bei der rissbedingten Netzhautablösung   auf.


Im Unterschied zu   harmlosen Glaskörpertrübungen kommt es bei Glaskörperblutungen meist   plötzlich zum Auftreten mehrerer dunkler Flecken, sowie zu einer Allgemeinen   Sehverschlechterung. Eine genaue Unterscheidung ist jedoch nur anhand der   Beschwerden nicht immer möglich, daher sollte bei neu auftretenden   Sehverschlechterungen immer ein Augenarzt aufgesucht werden.


Schwarzer Schatten oder Vorhang

Wenn sich die Netzhaut   bereits abgelöst hat, kann die abgelöste Netzhaut zu Gesichtsfelddefekten   führen. Dieser wird oft als ein dunkler Schatten oder eine dunkle Haut   beschrieben, die sich von einer Seite vor das Auge schiebt. Ist auch das   Sehzentrum (Makula) betroffen, kann es zu einer plötzlichen   Sehverschlechterung (Gesichtsfeldausfall) führen.


Die Netzhaut (Retina)   wird über die Aderhaut (Choroidea) versorgt. Bei einer Netzhautablösung kann   die Netzhaut nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und toxische   Abfallprodukte können nicht abtransportiert werden. Um eine dauerhafte   Schädigung der Netzhaut zu vermeiden, ist eine umgehende Behandlung   notwendig!

iD01_InhaltHinweis

Netzhautablösung – Ursachen & Risikofaktoren

Eine Netzhautablösung  kommt etwa einmal pro 10.000 Personen jährlich vor. Insbesondere bei starker   Kurzsichtigkeit besteht aufgrund der längeren Form des Auges ein erhöhtes   Risiko für die Entstehung einer Netzhautablösung. Aber auch in Folge von Verletzungen   oder bei verschiedenen Erkrankungen kann es zu einer Ablösung der Netzhaut   kommen. Generell kann man drei Arten von Netzhautablösungen nach ihrer   Ursache unterscheiden:


Rhegmatogene Ablatio   (Rissbedingte Netzhautablösung)

Die häufigste Ursache für eine Netzhautablösung ist ein Loch oder Riss   in der Netzhaut. Dieses entsteht meistens in Folge einer Glaskörperabhebung.   Im Alter zieht sich der Glaskörper (Corpus vitreum) zusammen. An einzelnen   Stellen kann er jedoch fester mit der Netzhaut verbunden sein und somit zu   einem Zug (Traktion) an der Netzhaut führen. Gibt die Netzhaut an dieser   Stelle nach und reißt ein kann ein Loch oder Netzhautriss entstehen. Durch   dieses Loch kann Flüssigkeit aus dem Glaskörper unter die Netzhaut eindringen   und zu einer Ablösung führen. Auch in Folge von Verletzungen (Sport, Kampf,   Fremdkörper, etc.) oder nach Operationen kann es durch das Trauma zu einer   Verletzung der Netzhaut kommen.


Traktive Ablatio   (Zugbedingte Netzhautablösung)

Kommt es Zügen an der Netzhaut kann sich ebenfalls eine Netzhautablösung  entwickeln. Hierbei können beispielsweise Glaskörperanhaftungen oder in Folge   einer diabetischen Retinopathie eine verstärkte Vernarbung zu einer   verstärkten Zugwirkungen führen. Aber auch in Folge einer Frühgeborenen   Retinopathie kann es zu einer traktiven Netzhautablösung kommen.


Exsudative Ablatio   (Flüssigkeitsbedingte Netzhautablösung)

Sammelt sich vermehrt Flüssigkeit zwischen Netzhaut und Pigmentepithel   an, kann dies ebenfalls eine Netzhautablösung verursachen. Die Ursache für eine   vermehrte Flüssigkeitsansammlung können Entzündungen, gelegentlich auch   Tumore sein.


Zu den häufigsten Risikofaktoren gehören Verletzungen, eine hohe   Kurzsichtigkeit, Operationen sowie vitreoretinale Adhäsionen bei   Glaskörperabhebung oder degenerativen Netzhautveränderungen. Auch genetische   Faktoren können einen Einfluss haben (z.B. rhegmatogene Netzhautablösung.

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Netzhautablösung in der Spaltlampenuntersuchung

Netzhautablösung - Diagnostik

Eine Netzhautablösung ist von außen nicht sichtbar und kann durch einen   Augenarzt im Rahmen einer Untersuchung unter dem Spaltlampenmikroskop erkannt   werden. Hierzu ist eine medikamentöse Pupillenerweiterung notwendig. Der Augenarzt   verabreicht Ihnen hierfür Augentropfen. Sie dürfen nach der Untersuchung für   einige Stunden nicht mit dem Auto fahren.


Im Rahmen der   Untersuchung wir mit Hilfe einer Lupe die Innenseite des Auges untersucht.   Somit können Veränderung der Netzhaut erkannt werden. Ist die Netzhaut   abgelöst so können Netzhautfalten, Risse oder Löcher erkannt werden. Auch   kleinere Blutungen können bestehen.


Ist kein klarer   Einblick möglich (z.B. bei einer ausgeprägten Glaskörperblutung) so kann eine   zusätzliche Untersuchung mit einem Ultraschall notwendig sein.


Auch Früh-Warnzeichen   können im Rahmen der Untersuchung bereits vor dem Auftreten einer   Netzhautablösung (Vitreoretinale Traktionen, Netzhautrisse) erkannt und unter   Umständen behandelt werden. Symptome einer Netzhautablösung sollten daher   immer durch einen Augenarzt abgeklärt werden.

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Netzhautablösung im OCT

Netzhautablösung - Therapie

Im Laufe der Zeit haben sich unterschiedliche Therapiemethoden zur   Behandlung eine Netzhautablösung etabliert.


Folgende Methoden oder   eine Kombination für die Therapie bestehen:

  • Cerclage

  • Pars   plana Vitrektomie

  • Kryopexie

  • pneumatische   Retinopexie

  • Laserkoagulation


Laser-Retinopexie

Bei einer   Laser-Retinopexie werden mithilfe eines Lasers (z.B. Argonlaser, Kryptonlaser   oder Diodenlaser) Teile der Netzhaut verbrannt. Somit kann es zur Bildung von   Narben und einer Adhäsion der Netzhaut kommen. Daher wird die   Laser-Retinopexie zur Behandlung von Rissen und Löchern genutzt. Dabei werden   vorhandene Netzhautrisse mit 2-3 Reihen von Laserherden umstellt. Die in   weiterer Folge entstehende Vernarbung zwischen Netzhaut und Aderhaut   verhindert die Möglichkeit der Rissausbreitung sowie die Entstehung einer   Netzhautabhebung. Meistens kann die Behandlung unter lokaler Schmerzbetäubung   mit Hilfe eines Kontaktglases erfolgen.


Aber auch im Rahmen   einer Netzhautablösung Operation (z.B. pars plana Vitrektomie) können   intraoperativ Netzhautdefekte mit Laserherden umstellt werden.

Die Dauer bis zum   Einsetzen einer verbesserten Adhäsion variiert, je nach Studie, zwischen 1 und 4 Tagen.


Kryopexie

Bei einer Kryopexie   wird die Netzhaut vereist. Hierfür wird eine Kryosonde von außen auf das Auge   an die Stelle von Netzhautdefekten angelegt. Bei Temperaturen von bis zu -85°   wird die Netzhaut anschließend von außen nach innen (transkonjunktival)   vereist. Innerhalb einiger Wochen kommt es dann zur Vernarbung und somit zu   einem adhäsiven Effekt.


Pneumatische Retinopexie

Bei einer pneumatische   Retinopexie wird im Rahmen einer Operation Gas in das Auge injiziert. Hierfür   wird meist Schwefelhexafluorid (SF6) oder Perfluorpropan (C3F8) verwendet.   Dabei handelt es sich um expandierende Gase, die sich im Auge weiter   ausdehnen. Durch die Gasblase wird die Netzhaut wieder angelegt. Allerdings   sind die Erfolgsraten niedriger als bei anderen Therapiemethoden.


Scleral buckling und eindellende Verfahren

Wie der Name schon   verrät wird bei eindellenden Operationen (scleral buckling) das Auge mithilfe   unterschiedlicher Plomben oder einer Cerclage eingedellt und somit die   Netzhaut und die Pigmentepithelschicht wieder miteinander verbunden. Hierbei   wird ebenfalls der Netzhautriss zunächst durch eine Kryopexie versorgt.   


Anschließend wird eine Plombe oder Cerclage von außen auf die Lederhaut (Sklera)   angenäht. Die Plomben bestehen meist aus Silikon oder Silikonschaumstoff.   Durch die Plombe sollte der Defekt und seine Umgebung (mindestens 2 mm in   allen Richtungen) eingedellt werden.


Eine Cerclage wird bei   mehren Löchern verwendet, bei denen eine einzelne Plombe nicht ausreicht.   Besteht gleichzeitig subretinale Flüssigkeit so kann diese punktiert werden.


Pars plana Vitrektomie

Die operative   Entfernung des Glaskörpers (Pars-plana Vitrektomie) hat eine wichtige Rolle   bei der Behandlung von Ablationes. Hierfür werden 3 Ports im Bereich der Pars   plana des Auges gelegt. Einer für die Infusion zur Aufrechterhaltung und   Regulation des Augeninndrucks und die anderen beiden für die Instrumente. Die   Instrumente haben dabei meist einen Durchmesser von zwischen 0,4 mm (27   Gauge) und 0,9 mm (20 Gauge).


Mithilfe eines   speziellen Schneidegeräts (Vitrektom, Stripper, Cutter) wird anschließend der   Glaskörper und vorhandene traktive Membranen zerschnitten und abgesaugt. In   einem nächsten Schritt wird das Auge mit einem schweren Gas (Perfluorkarbonen   = PFC) gefüllt. Dadurch wird die Netzhaut wieder angelegt und die subretinale   Flüssigkeit wird wieder herausgedrückt. Anschließend werden vorhandene   Netzhautlöcher mithilfe von Laserretinopexie oder Kryopexie behandelt. Sobald   die Netzhaut entlastet ist, kann das PFC wieder abgesaugt werden und das Auge   mit balanced salt solutions (BSS) oder einem Luft/ Gas Gemisch gefüllt. Soll   die Tamponade über einen längeren Zeitraum verweilen, so wird meist ein   expandierendes Gas (Schwefelhexafluorid (SF6, verbleibt ca. 12 Tage),   Perfluorethan (C2F6, 30

Tage) oder   Perfluoropropan (C3F8, 60 Tage) injiziert. Eine Dauerhafte Tamponade kann   durch eine Füllung mit Silikonöl erzielt werden. Allerdings muss dieses meist   nach einigen Monaten wieder operativ entfernt werden.

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Netzhautablösung - Prognose

Unbehandelt führt eine Netzhautablösung zu einem vollständigen   Sehverlust. Durch eine zeitnahe Operation kann in etwa 90 % eine Verbesserung   erreicht werden. Für eine   gute Diagnose ist insbesondere ein möglichst kurzer Zeitraum bis zum   Therapiebeginn ausschlaggebend.


Nach einer   Netzhautablösung ist das Risiko für eine erneute Netzhautablösung erhöht.   Daher sollten Sie auch nach der Operation einer Netzhautablösung bei   Warnsignalen (z.B. Lichtblitze, dunkler Regen, plötzliche   Gesichtsfelddefekte) unmittelbar einen Augenarzt kontaktieren.

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Netzhautablösung - Gallerie

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Rechtshinweis: Diese Seite enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden. Sie kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

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